Discussion:
Hunde sind Opportunisten - das größte Mißverständnis der letzten zwanzig Jahre - mit einer Tragweite in nahezu jede Hundeschule?
(zu alt für eine Antwort)
T***@regInfos.de
2005-04-17 04:56:21 UTC
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Liebe Hundefreund(innen/e),
wer kennt Sie nicht die Feststellung aus der Hundeforschung

„Hunde seien Opportunisten“.

Was aber sollte damit ausgedrückt werden?

Hier muss man feststellen, dass der Begriff Opportunismus (Etym [<frz.
opportunisme]) zum einen gebraucht wird,

1. ein Handeln zu bezeichnen allein unter dem Gesichtspunkt dessen, was
Vorteile bringt

zum anderen aber und jetzt wird es wirklich wichtig:

2. die geschickte Anpassung an die jeweilige Lage meint.

Schade dass diese Feststellung u.E. zum einen nicht deutlich von der
Hundeforschung abgegrenzt wurde (Trumler, Zimen und all die anderen
gingen sicherlich davon aus, dass die hohe soziale Intelligenz unserer
Hunde nicht zu übersehen ist) und zum anderen u.E. von vielen
Pseudohundeforschern in ihren oft unvermeidbaren "Fachwerken" im Sinne
der Ziff. 1 ausgelegt wurde, mit der Folge, dass die meisten Hundehalter
unter Anleitung versuchen ihre Hunde zu "bestechen". Mag heißen,
pfundweise Leckerlies verabreichen müssen oder einem Stimmbruch nahe
Stimmbandverrenkungen gegenüber ihrem Hund betreiben müssen.

Wie legt Ihr diese Aussage „Hunde sind Opportunisten“ aus.

Gruß Tatjana und Peter http://Canin.de
Stephanie 'BlackCrow' Hinsch
2005-04-17 07:12:42 UTC
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Hallo,
Post by T***@regInfos.de
wer kennt Sie nicht die Feststellung aus der Hundeforschung
[...]
Post by T***@regInfos.de
Wie legt Ihr diese Aussage „Hunde sind Opportunisten“ aus.
Wir hatten dazu gerade einen aufschlussreichen Beitrag: siehe
"Opportunisten-Spielernaturen" von martin & mirko.

Dazu kann ich vielleicht noch sagen, dass "die Hundeforschung", mit der
ja vermutlich die Erforschung caniden Verhaltens gemeint ist, also eine
Ecke der Ethologie, häufig korrekte Begriffe verwendet und bei etwaigen
Veröffentlichungen nicht auf die gesellschaftliche Konnotation dieser
Begriffe achtet.

Es gibt viele solcher Begriffe, wie Parasitismus, pervers,
Kannibalismus, etc.
Diese Begriffe sind für einen Biologen nichts weiter als Fachbegriffe
für eine klar definierte Sache. Gelangen diese Texte in die Finger von
Unbedarften, die sich (absichtlich?) nicht die Mühe einer begrifflichen
Anpassung an die Umgangssprache machen, wird dann oft etwas Reißerisches
oder unangemessen Bewertetes daraus.

Ich hatte z.B. vor Martins Beitrag nicht einmal wirklich gewusst, dass
"Opportunismus" im Volksmund etwas Negatives ist. Einem Tier eine hohe
ethologische Anpassungsfähigkeit zuzuschreiben - und das steckt im
Begriff Opportunismus - ist eigentlich geradezu ein Kompliment und es
ist auf fast alle Kulturfolger anzuwenden (Füchse, Waschbären,
Rabenvögel) und hauptsächlich natürlich auf den Menschen selbst.

Meine Auslegung des Satzes "Hunde sind Opportunisten" wäre also "Hunde
sind intelligente, soziale und anpassungsfähige Tiere, die die Fähigkeit
besitzen Situationen und Sozialpartner so zu beeinflussen, dass sie
ihrem Bestreben entgegen kommen".
Nichts also, was nicht auf jeden von uns ebenso zuträfe und ebenfalls
nichts, was das Vorhandensein von Gefühlsregungen und individuellen
Bindungen ausschließt.


Gruss von Stephanie
--
Stephanie 'BlackCrow' Hinsch
mit Lucie, Mika und Special Agent Dale Cooper (OO)
Karina Leo-Steffen
2005-04-18 14:19:23 UTC
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Post by Stephanie 'BlackCrow' Hinsch
Einem Tier eine hohe
ethologische Anpassungsfähigkeit zuzuschreiben - und das steckt im
Begriff Opportunismus - ist eigentlich geradezu ein Kompliment und es
ist auf fast alle Kulturfolger anzuwenden (Füchse, Waschbären,
Rabenvögel) und hauptsächlich natürlich auf den Menschen selbst.
Meine Auslegung des Satzes "Hunde sind Opportunisten" wäre also "Hunde
sind intelligente, soziale und anpassungsfähige Tiere, die die
Fähigkeit besitzen Situationen und Sozialpartner so zu beeinflussen,
dass sie ihrem Bestreben entgegen kommen".
Nichts also, was nicht auf jeden von uns ebenso zuträfe und ebenfalls
nichts, was das Vorhandensein von Gefühlsregungen und individuellen
Bindungen ausschließt.
FULL ACK!

Gruss
Karina

Nils Höppner
2005-04-17 22:53:05 UTC
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Post by T***@regInfos.de
Liebe Hundefreund(innen/e),
wer kennt Sie nicht die Feststellung aus der Hundeforschung
„Hunde seien Opportunisten“.
Was aber sollte damit ausgedrückt werden?
Das sich Hunde an eine Situation schnell und erfolgreich anpassen. Nicht
mehr und nicht weniger. Wenn wir[tm] dumme Menschen etwas negatives
darin sehen, ist das unser Problem, nicht das der Hunde...

Gruss,

Nils
--
----> www.dasnilspferd.de <----
----> www.sie.nerven.diebestien.de <----
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Beware! Could contain humor!
M. V.
2005-04-18 06:03:02 UTC
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Hallo Nils,
Post by Nils Höppner
Post by T***@regInfos.de
Liebe Hundefreund(innen/e),
wer kennt Sie nicht die Feststellung aus der Hundeforschung
„Hunde seien Opportunisten“.
Was aber sollte damit ausgedrückt werden?
Das sich Hunde an eine Situation schnell und erfolgreich anpassen. Nicht
mehr und nicht weniger. Wenn wir[tm] dumme Menschen etwas negatives
darin sehen, ist das unser Problem, nicht das der Hunde...
Es liegt einfach daran, dass das Wort "Opportunist" umgangssprachlich eine
negative Konnotation hat und jemanden meint, der "sein Fähnchen nach dem
Wind hängt". Man kann niemand einen Vorwurf machen, wenn er einen nicht
eingeführten Fachausdruck (ist das überhaupt einer?) flashcs versteht.
Aber es ist eh' schwachsinnig, Hunde (Tiere) nach menschlich-moralischen
Maßstäben zu messen, das kann nur in die Hose gehen.
--
The most annoying thing about real life is,
that killing someone is much more difficult.
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