Ralf Schmidt
2005-09-21 12:22:28 UTC
Hallo zusammen,
auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Person will ich mal "ein wenig"
von einem Seminar mit Günther Bloch am letzten Wochenende berichten.
Das Seminar "Wolf und Hund als Jäger" dauerte Sa.-So., jeweils 10 bis
ca. 17:30 Uhr, unterbrochen von einem gemeinsamen Mittagsessen. 15
Teilnehmer, Seminargebühr 140 EUR ohne Mahlzeiten / Unterkunft.
Günther Blochs überarbeitetes Buch "Der Wolf im Hundepelz" gab's als
Dreingabe zum Nachlesen. Die neue Ausgabe ist erheblich umfangreicher,
er hat viele Irrtümer (wie er selbst sagt) korrigiert. Die Seminare
sind übrigens immer über ein Jahr im voraus ausgebucht.
Zum Programm:
* Samstag *
Vorstellungsrunde: Jeder, der seinen Hund nicht mitgebracht hatte, kam
in Erklärungsnot ;-)
Theorie
Wie jagen Wölfe (Alttiere vs. Jungtiere), wie Hunde (u.a. am Beispiel
verwilderter Hunde, "Tuscany Dog Project"), alles untermauert durch
selbstgedrehtes Videomaterial; Jagdsequenzen und Funktionskreise,
Rassespezifische Verhaltensbesonderheiten, Kanalisierung des
hundlichen Jagdverhaltens, Mensch und Hund als Team.
Dabei wurde unter anderem das ganze Alpha- und Dominanzgedöhns in
Frage gestellt bzw. ad absurdum geführt.
Spaziergang durch Wald und Feld mit zwei von Günther Blochs Hunden,
einem Westsibirischen Laika und einem Rauhhaardackel, zur
Demonstration, wie es funktionieren sollte. Die Hunde laufen immer
frei, z.T. auch außer Sichtweite, kommen aber sofort auf Ruf oder
Pfiff. Die beiden Hunde wirken ausgelastet, freudig und freundlich,
entspannt, in keinster Weise verschüchtert o.ä. Beide Hunde sind in
ihrer Jugend durch aversive Reize - Wurfkette oder TT - insgesamt 2-3
mal angewendet) am Jagen gehindert worden.
Danach durfte jeder seine eigenen Hunde vorführen; Gehorsam,
Freifolge, Reaktion auf andere Hunde, etc. wurden angeschaut, Tips
gegeben und vorgeführt. Buddy durfte das Anschleichen auf Schafe
zeigen - ohne natürlich hüten zu dürfen.
* Sonntag *
Spontane Vorführung Apportierarbeit durch einen Teilnehmer mit seinem
Labrador, danach Übungen mit den einzelnen Hunden im Damwildgehege.
Nachmittags nochmal praktische Übungen mit den Hunden in Feld und
Flur, als Abschluß eine große Fragerunde.
Stichwortartig ein paar Punkte, die ich für mich mitgenommen habe:
* Leinen los
Hunde dauerhaft an der Leine zu halten, ist nicht artgerecht.
Günther Blochs These ist: Lieber ein-, zweimal (!) einwirken als ein
Leben lang ohne Freilauf.
* Verläßlichkeit und Vertrauen
Wenn der Hund uns vertrauen soll, müssen wir verläßlich für ihn sein
und sind auch verantwortlich dafür, daß ihm nichts passiert, weder
durch Menschen noch durch andere Hunde.
* 100%-tige Sicherheit gibt es nicht
Hunde sind lebende Wesen, wir müssen ihn auch mal vertrauen, sie
selbst etwas machen lassen. Absolute Sicherheit, daß dabei nichts
passiert, gibt es nicht. Aber es passiert viel weniger, als wir
befürchten. Das heißt nicht, daß man Hunde solange streunen läßt
bis sie z.B. vor's Auto laufen.
* Grundgehorsam und Konsequenz sind das A und O
Hier gilt üben, üben, üben - mehrmals täglich.
* Jagen ist artgerecht
Das Jagdverhalten eines Hundes hat nichts mit seiner Bindung zu
seinem Halter zu tun. Es ist natürlich, gehört zum Hundedasein. Man
sollte Hunden Gelegenheit geben, dies in irgendeiner Form
auszuleben, ja man kann es sich zu Nutze machen, um sie auszulasten:
- Stöbern nach Mäusen
- Fährte
- Hüten
- Stellen und verbellen
- Apportierarbeit ...
* Pauschale Empfehlungen
... gibt es keine. Jeder Hund ist ein Individuum, jede
Hund-Halter-Gespann ist individuell und deshalb muß auch immer
individuell angemessen gearbeitet werden. Was den einen Hund wenig
kümmert, zerstört die Seele des anderen.
* Brutalität
ist _immer_ unangemessen. Erziehungshalsbänder u.ä. gehören nicht in
die Hände von Laien und dürfen niemals dauerhaft angewendet werden.
Im Hundesport hat Zwang nichts zu suchen.
Zu Günther Bloch selbst: Nachdem er mich anfänglich mit seiner
direkten Art doch etwas überrascht hat, habe ich dies in den zwei
Tagen zu schätzen gelernt. Er steht mit beiden Füßen auf dem Boden -
wenn er nicht gerade über meine Schleppleine stolpert ;-) - ist Mensch
geblieben, man kann "einfach so" mit ihm reden und er ist beseelt von
einer innigen und kompromißlosen Liebe zu seinen Hunden und Tieren
allgemein.
Die nächsten Seminare sind bereits gebucht und ich habe mich auch
entschlossen, sein Hundeforschungsprojekt in der Toskana durch eine
Patenschaft zu fördern, natürlich auch, um an die Forschungsergebnisse
zu kommen.
http://hundefarm-eifel.de/Italienprojekt/Seite1.htm
Viele Grüße
Ralf
PS: Ich fände es gut, wenn hier mehr Leute mal von Seminaren, einem
guten Trainer / Training oder auch einem guten Hundebuch berichten würden.
auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Person will ich mal "ein wenig"
von einem Seminar mit Günther Bloch am letzten Wochenende berichten.
Das Seminar "Wolf und Hund als Jäger" dauerte Sa.-So., jeweils 10 bis
ca. 17:30 Uhr, unterbrochen von einem gemeinsamen Mittagsessen. 15
Teilnehmer, Seminargebühr 140 EUR ohne Mahlzeiten / Unterkunft.
Günther Blochs überarbeitetes Buch "Der Wolf im Hundepelz" gab's als
Dreingabe zum Nachlesen. Die neue Ausgabe ist erheblich umfangreicher,
er hat viele Irrtümer (wie er selbst sagt) korrigiert. Die Seminare
sind übrigens immer über ein Jahr im voraus ausgebucht.
Zum Programm:
* Samstag *
Vorstellungsrunde: Jeder, der seinen Hund nicht mitgebracht hatte, kam
in Erklärungsnot ;-)
Theorie
Wie jagen Wölfe (Alttiere vs. Jungtiere), wie Hunde (u.a. am Beispiel
verwilderter Hunde, "Tuscany Dog Project"), alles untermauert durch
selbstgedrehtes Videomaterial; Jagdsequenzen und Funktionskreise,
Rassespezifische Verhaltensbesonderheiten, Kanalisierung des
hundlichen Jagdverhaltens, Mensch und Hund als Team.
Dabei wurde unter anderem das ganze Alpha- und Dominanzgedöhns in
Frage gestellt bzw. ad absurdum geführt.
Spaziergang durch Wald und Feld mit zwei von Günther Blochs Hunden,
einem Westsibirischen Laika und einem Rauhhaardackel, zur
Demonstration, wie es funktionieren sollte. Die Hunde laufen immer
frei, z.T. auch außer Sichtweite, kommen aber sofort auf Ruf oder
Pfiff. Die beiden Hunde wirken ausgelastet, freudig und freundlich,
entspannt, in keinster Weise verschüchtert o.ä. Beide Hunde sind in
ihrer Jugend durch aversive Reize - Wurfkette oder TT - insgesamt 2-3
mal angewendet) am Jagen gehindert worden.
Danach durfte jeder seine eigenen Hunde vorführen; Gehorsam,
Freifolge, Reaktion auf andere Hunde, etc. wurden angeschaut, Tips
gegeben und vorgeführt. Buddy durfte das Anschleichen auf Schafe
zeigen - ohne natürlich hüten zu dürfen.
* Sonntag *
Spontane Vorführung Apportierarbeit durch einen Teilnehmer mit seinem
Labrador, danach Übungen mit den einzelnen Hunden im Damwildgehege.
Nachmittags nochmal praktische Übungen mit den Hunden in Feld und
Flur, als Abschluß eine große Fragerunde.
Stichwortartig ein paar Punkte, die ich für mich mitgenommen habe:
* Leinen los
Hunde dauerhaft an der Leine zu halten, ist nicht artgerecht.
Günther Blochs These ist: Lieber ein-, zweimal (!) einwirken als ein
Leben lang ohne Freilauf.
* Verläßlichkeit und Vertrauen
Wenn der Hund uns vertrauen soll, müssen wir verläßlich für ihn sein
und sind auch verantwortlich dafür, daß ihm nichts passiert, weder
durch Menschen noch durch andere Hunde.
* 100%-tige Sicherheit gibt es nicht
Hunde sind lebende Wesen, wir müssen ihn auch mal vertrauen, sie
selbst etwas machen lassen. Absolute Sicherheit, daß dabei nichts
passiert, gibt es nicht. Aber es passiert viel weniger, als wir
befürchten. Das heißt nicht, daß man Hunde solange streunen läßt
bis sie z.B. vor's Auto laufen.
* Grundgehorsam und Konsequenz sind das A und O
Hier gilt üben, üben, üben - mehrmals täglich.
* Jagen ist artgerecht
Das Jagdverhalten eines Hundes hat nichts mit seiner Bindung zu
seinem Halter zu tun. Es ist natürlich, gehört zum Hundedasein. Man
sollte Hunden Gelegenheit geben, dies in irgendeiner Form
auszuleben, ja man kann es sich zu Nutze machen, um sie auszulasten:
- Stöbern nach Mäusen
- Fährte
- Hüten
- Stellen und verbellen
- Apportierarbeit ...
* Pauschale Empfehlungen
... gibt es keine. Jeder Hund ist ein Individuum, jede
Hund-Halter-Gespann ist individuell und deshalb muß auch immer
individuell angemessen gearbeitet werden. Was den einen Hund wenig
kümmert, zerstört die Seele des anderen.
* Brutalität
ist _immer_ unangemessen. Erziehungshalsbänder u.ä. gehören nicht in
die Hände von Laien und dürfen niemals dauerhaft angewendet werden.
Im Hundesport hat Zwang nichts zu suchen.
Zu Günther Bloch selbst: Nachdem er mich anfänglich mit seiner
direkten Art doch etwas überrascht hat, habe ich dies in den zwei
Tagen zu schätzen gelernt. Er steht mit beiden Füßen auf dem Boden -
wenn er nicht gerade über meine Schleppleine stolpert ;-) - ist Mensch
geblieben, man kann "einfach so" mit ihm reden und er ist beseelt von
einer innigen und kompromißlosen Liebe zu seinen Hunden und Tieren
allgemein.
Die nächsten Seminare sind bereits gebucht und ich habe mich auch
entschlossen, sein Hundeforschungsprojekt in der Toskana durch eine
Patenschaft zu fördern, natürlich auch, um an die Forschungsergebnisse
zu kommen.
http://hundefarm-eifel.de/Italienprojekt/Seite1.htm
Viele Grüße
Ralf
PS: Ich fände es gut, wenn hier mehr Leute mal von Seminaren, einem
guten Trainer / Training oder auch einem guten Hundebuch berichten würden.